Die Akupunktur ist eine regulationsmedizinische Therapieform, die auch in der heutigen Veterinärmedizin immer häufiger angewendet wird. Sie gibt uns die Möglichkeit, durch ein breites prophylaktisches und therapeutisches Spektrum, die Leistungsfähigkeit der Pferde herzustellen und zu erhalten. Durch die Akupunktur wird im Körper ein heilender Impuls ausgelöst, der den Organismus veranlasst, sein energetisches Gleichgewicht zurück zu erlangen.
Allgemein
Der Begriff „Akupunktur“ leitet sich aus dem Lateinischen ab. Er geht zurück auf acus = die Nadel und pungere = stechen. Hierbei wird mit Hilfe von sterilen Akupunkturnadeln (Einwegnadeln) meist aus Gold, Silber oder Stahl unterschiedlich tief die Haut eines Tieres an vorher festgelegten Punkten genadelt, d.h. durchstochen, um eine therapeutische Wirkung an unterschiedlichen Organen und Funktionssystemen zu bewirken. Diese Akupunkturpunkte sind beim Pferd bis zu 1 Euro groß, beim Menschen aber nur wenige Millimeter im Durchmesser.
Es gibt auch Sonderformen der Nadelung mit Hilfe technischer Geräte wie bei der Elektro- oder Laserakupunktur. Zudem gibt es die Möglichkeit über Feuer (Feuernadelung), Hitze (Soft Burning), Luftinjektion (Pneumoakupunktur), Abrennen eines Krautes namens Beifuß (sog. Moxibustion) oder Hinzufügen eines Medikamentes (Pharmaakupunktur) eine besondere therapeutische Wirkung zu erzielen.
Herkunft und Prinzip
Der älteste Beweis, dass sich die Tierakupunktur parallel zur Humanakupunktur entwickelte, ist eine mittlerweile 3.000 Jahre alte Schrift, die eine Akupunkturbehandlung bei Elefanten beschreibt. In China wird Pao Lo als Vater der Tierakupunktur betrachtet. Er lebte um 500 v. Chr. In China lebende Jesuiten brachten das Wissen über die Akupunktur nach Westen. Das erste Werk zur Akupunktur tauchte schon 1671 auf. Es wurde von P. P. Harvieu, einem Jesuiten, verfasst. Bei Tieren setzte sich die Akupunktur in Europa erst ca. 50 Jahre später durch.
Die Akupunktur sieht den Menschen als Ganzes, ein Konzept, das sich auch in der westlichen Medizin immer mehr durchsetzt. Im Mittelpunkt dieses Medizinsystems steht die Vorstellung von einer im Körper fließenden Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, chinesisch Qi (gesprochen: Tschi), auf deren Wirkung alle Lebensäußerungen beruhen. Die Akupunktur als Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin geht davon aus, dass diese Energie in Leitbahnen (Meridianen) durch den Körper fließt. Es gibt 12 Hauptleitbahnen und 2 von insgesamt 8 außerordentlichen Leitbahnen mit eigenen Akupunkturpunkten auf der Leitbahn. Insgesamt zählt man 361 Akupunkturpunkte (die Zahl der Akupunkturpunkte soll der Anzahl der Stufen zum Kaiserpalast entsprochen haben). Ähnlich wie die Flüsse das Land durchziehen, ziehen diese Energiebahnen durch den Körper und versorgen ihn mit der lebensnotwendigen Energie. Mit Hilfe der Akupunkturpunkte kann man die Energieflüsse beeinflussen und regulieren. Die Lebensenergie ist in ständigem Fließen, immer in Bewegung und Veränderungen bewirkend. Auch die Funktionen innerer Organe wie Atmung, Verdauung der Nahrung, Körperabwehr, Muskelbewegungen wird von der Lebensenergie hervorgebracht. Bei Gesundheit fließt die Lebensenergie, das Qi, in Harmonie. Die Funktionen der Organe sind kräftig und ungestört. Bei Krankheiten besteht eine energetische Störung, zu deren Harmonisierung Akupunktur eingesetzt wird: bei Fülle wird abgeleitet, bei Schwäche aufgefüllt und Blockaden werden gelöst, um ein ungestörtes Fließen wieder herzustellen. Während der Akupunktursitzung treten vielfältige Veränderungen im Tierkörper auf. Manche treten relativ rasch andere deutlich zeitverzögert auf. Nachdem die Nadeln für einige Minuten liegen, entspannt sich der Tierkörper in den meisten Fällen.
Wirkmechanismen der Akupunktur
Für die positive Wirkung der Akupunktur sind verschiedene Mechanismen verantwortlich: Die Bildung von körpereigenen Substanzen (Endorphinen) und Nerven-Überträger Substanzen (Neurotransmittern) sind hierbei ein Teilaspekt. Diese Substanzen wirken schmerzlindernd und psychisch entspannend. Die Akupunktur ist nicht nur eine rasch wirksame Methode zur Schmerzlinderung, sie wirkt zudem entspannend, unterstützt das Immunsystem und ist motorisch aktivierend. Allerdings kann die Akupunktur nur heilen, was gestört ist, nicht aber, was zerstört ist. Unerwünschte Nebenwirkungen gibt es bei richtiger Durchführung der Akupunktur kaum.
Behandlungsdauer
In der Regel werden 1-3 Akupunkturbehandlungen durchgeführt. Wenn der Therapieverlauf es erforderlich macht, sind weitere Behandlungsserien zur Stabilisierung des Heilerfolges erforderlich. Bei erneutem Auftreten von Störungsmustern im Verhalten oder der Bewegung der Tiere nach Wochen, Monaten oder Jahren sollte frühzeitig mit einer erneuten Akupunkturserie begonnen werden. Diese ist meistens deutlich kürzer als die erste.
Wann hilft Akupunktur?
Die Akupunktur mit Ihren o.g. Sonderformen ist in der Lage sowohl äußere eher akute/orthopädische Erkrankungen als auch innere tendenziell chronische Erkrankungen zu behandeln.
Beispiele orthopädisch Erkrankungen: Lahmheit durch Probleme im Fesselgelenk, Glieder-/Gelenkschmerzen. Störungen der Wirbelsäule, Hüftlahmheit, Hufrehe, Nervenirritationen (z.B.Ischiasreizung), Knielahmheit, Patellaluxation, Schulter- Ellenbogenlahmheit, Sehnenkontraktur, Strahlfäule, Prellungen und Verspannungen im Schultergürtel, etc.
Beispiele innerer Erkrankungen: Asthma, Wasserbauch (Ascites), Druse (Entzündung der oberen Atemwege), Enteritis, Erkältung, Gastritis, Verstopfung, Zwerchfellkrampf, Urticaria, Epilepsie, Krampfkolik, Husten, Tympanie-Windkolik, Fieber, Fruchtbarkeitsstörung, etc.
Zusammenfassend
Insgesamt betrachtet wird durch die Akupunktur der Organismus in die Lage versetzt sein energetisches Gleichgewicht zurück zu erlangen. Somit besteht die Möglichkeit die Leistungsfähigkeit der Pferde wieder herzustellen und zu erhalten.