Pferdeosteopathie

„Osteopathie ist die Therapie der Knochenerkrankungen.“

Oft stellen sich im Alltag mit Pferden Fragen wie …

– Ist mein Pferd nur zickig oder hat es Schmerzen, wenn es nicht mehr richtig mitarbeitet?
- Passt der Sattel?
- Warum lässt mein Pferd sich nicht mehr nach rechts biegen, und warum springt es in
  den Kreuzgalopp?
- Schlägt es mit dem Kopf, weil es Probleme mit den Zähnen oder Gebiss hat?
- Stimmt die Ernährung?
- Warum stellt sich mein Pferd beim Auskratzen der Hinterhufe so an?
- Ist mein Pferd in der Lage, die geforderte Leistung zu erbringen und wie kann man sie
  verbessern?
- Wie sieht das aufbauende Training nach einer Muskel- oder Sehnenverletzung aus?

 

Pferdeosteopathie – was ist das?

Osteopathie ist Diagnostik und Therapie zugleich. Es ist eine ganzheitliche manuelle (= mit der Hand durchgerführte)  sanfte Behandlungsform. Gelegentlich benutzt man auch neben den Händen zusätzliche Hilfsmittel wie z.B. Metallstäbe.
Mit speziellen Behandlungstechniken werden Funktionsstörungen im Bereich des Bewegungsapparates, aber auch im Bereich innerer Organe, behandelt und behoben. Die therapeutischen Grifftechniken der Osteopathie werden also sowohl bei orthopädischen als auch bei internistischen Erkrankungen angewendet.
Ärzte wissen, dass die Mehrheit der Beschwerden, die ein Tier ins Sprechzimmer führen, ihren Grund nicht in einer strukturellen Störung eines Organs ( z.B. Knochenbruch, Geschwür, etc.) haben. Die häufigsten „Krankmacher“ sind funktionelle Störungen von Organfunktionen. Meist ist es im komplexen Zusammenspiel einzelner Organe und des vegetativen Nervensystems bereits zu einer Störung gekommen, noch bevor der Betroffene die Symptome (=Anzeichen für eine Störung) beim Tier bewusst wahrnimmt. Der Osteopath sucht diese Funktionsstörungen auf und beseitigt sie. Wenn bereits eine Gesundheitsstörung eingetreten war, lässt sie sich so meist gutbehandeln. Wenn noch keine Symptome aufgetreten waren, hat der Osteopath zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Funktionsstörung erkannt und das Entstehen einer Krankheit verhindert, d.h. er war prophylaktisch (=vorbeugend) tätig.
 

1) Die Geschichte der Osteopathie

Der amerikanische Arzt, Dr. Andrew Taylor Still lebte von 1828 – 1917. Er war der Begründer der Osteopathie. Dr. Still war als Militärarzt und Allgemeinarzt sowohl mit schweren traumatischen Schussverletzungen konfrontiert, als auch mit hausärztlichen Erfordernissen. Sein medizinisches Wissen musste umfangreich sein, da sein Alltag ihn vor stets neue Herausforderungen stellte. Dr. Still musste mit seinen Händen und seinem Wissen Erkrankungen schnell und effektiv behandeln. Er entwickelt eine eigene Auffassung von der Entstehung von Krankheiten, eine Auffassung die sich vom einzelnen Organ löst und den Patienten in seinem ganzheitlichen Funktionskreislauf sieht. Er beginnt Erkrankungen durch Griffe zu behandeln, die er auf Grund seiner hervorragenden anatomischen Kenntnisse für angebracht hält. Die wirksamen Griffe entwickelt er weiter, andere muss er wieder verwerfen. Im Jahre 1892 begrüßt Dr. Still in Kirksville, Missouri, seine ersten Studenten in einer kleinen Holzhütte. Die Verbreitung der Osteopathie beginnt.
Dr. John Martin Littlejohn (1865 – 1947 in Schottland), Vater der europäischen Osteopathie. Er war einst selbst als Patient bei seinem Kollegen Still in Amerika. Von dem schnellen Heilerfolg beeindruckt, lernte er von Still und begann seine eigenen osteopathischen Techniken zu entwickeln. Im Wesentlichen beschäftigte er sich mit internistischen Erkrankungen sowie Techniken am Bewegungsapparat.
Dr. William G. Sutherland (1873 – 1954) war der Begründer der kranialen Osteopathie. Auch er war ein Schüler Dr. Stills. Dr. Sutherland entwickelte eigene Auffassungen zur Entstehung und Behandlung von Erkrankungen des Kopfes und des zentralen Nervensystems und sorgte für deren Verbreitung in der osteopathischen Lehre. Noch zahlreiche weitere Ärzte (Dr. Fred Mitchell, Dr. Lawrence Jones, Jean Pierre Barral) vervollständigten das heute bekannte und angewandte osteopathische Wissen. Sie alle hatten eines gemeinsam: Sie waren „Osteopathen“ mit hervorragenden Kenntnissen der Anatomie (=Aufbau des Körpers), Pathologie (Krankheiten des Körpers) und Physiologie (Stoffwechselvorgänge des Körpers) – sie alle standen fest, aber kritisch, auf dem Boden der wissenschaftlichen Medizin. Osteopathie ist also kein „Hokuspokus“, sondern fundierte Behandlung auf wissenschaftlicher Basis.

 

2) Wie sieht eine osteopathische Behandlung aus?

  • das Tier wird vor jeder Behandlung ausführlich körperlich untersucht (Ganganalyse im Schritt, an der   Longe bzw. auch ggf. unter dem Reiter; Sichtbefund, Tastbefund, Untersuchung der einzelnen Gelenke bzw. deren Beweglichkeit)
  • eine Diagnose wird gestellt, auf dem Boden der aufgefundenen Funktionsstörungen, mit Bezug auf Haltungs- und Bewegungsauffälligkeiten bzw. Beeinträchtigungen
  • „Knacken“ ist kein Kriterium für eine erfolgreiche Behandlung
  • osteopathische Behandlungen sind nur sehr selten schmerzhaft, meistens kommen sogenannte „weiche“ Techniken zum Einsatz
  • der Osteopath bewirkt durch seinen Impuls ein „Selbstregulieren“ des Körpers, welches letztlich bei dem behandelten Tier zur Selbstheilung führt.
  • Osteopathie ist eine „berührende Medizin“. Der Osteopath fasst das Tier an sowohl bei der Untersuchung als auch bei der Behandlung. Diagnostik und Therapie gehen dabei fließend ineinander über.

 
Zusätzlich werden bei einer osteopathischen Untersuchung und Behandlung auch

  • Sattel- und Zaumzeug auf Passform und Zustand überprüft,
  • Zähne, Hufe und Ernährungszustand kontrolliert.

 

3) Wann ist Osteopathie sinnvoll?

Tiere jeden Alters und jeder Verfassung können osteopathisch von einem dafür ausgebildeten Osteopathen erfolgreich behandelt werden. Der Osteopath löst sich dabei von der reinen Sicht einzelner erkrankter Körperregionen/Organe. Er konzentriert sich auf das gesamte Tier unter Beachtung seiner individuellen Beschwerden.
Osteopathie ist also bei Schmerzerkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates genauso angebracht, wie bei internistischen oder neurologischen Erkrankungen. Die Stärke der Osteopathie liegt also sowohl in der Behandlung akuter Schmerzerkrankungen, als auch in der Behandlung chronischer Krankheiten.
 

4) Wann ist Osteopathie unter Vorbehalt durchzuführen?

Der ausgebildete Osteopath ist bestens dafür qualifiziert zu entscheiden, welche Erkrankung bevorzugt osteopathisch behandelt werden kann und welche nicht. 
Grundsätzlich gilt aber, dass Akuterkrankungen, die mit einem Gewebeschaden einhergehen (z.B. Knochenbruch, Tumore etc.), nicht primär osteopathisch behandelt werden können. In Einzelfällen kann allerdings eine begleitende osteopathische Behandlung die klassisch medizinische Behandlung ergänzen und den Therapieerfolg optimieren.
 

5) Wer übt Osteopathie aus?

„Osteopath“ grundsätzlich ist kein geschützter Begriff und es gibt zahlreiche sog. Heiler oder Osteopathen, die keine anerkannte Ausbildung im Rahmen von anerkannten qualifizierten Kursen für Tierosteopathien absolviert haben. Sie selber sollten sich deshalb nicht von dem günstigsten Angebot, sondern von der höchsten Qualifikation und der Dauer der Erfahrung des Tierosteopathen leiten lassen.
Ich kann Ihnen durch eine mehrjährige Ausbildung mit absolvierten Abschluß bei Barbara Welter Böller und durch meine anschließende Erfahrung durch eine Vielzahl von durchgeführten osteopathischen Behandlungen beim Tier, insbesondere Pferd, ein sehr hohes Maß an diagnostischer und therapeutischer Sicherheit geben. Dieses sollten Sie bei Ihrer Entscheidung, bei wem Sie sich behandeln lassen möchten immer mit Bedenken.