Kinesiologisches Taping bei Pferden

Geschichte des Tapes:

Das Pferdetaping wurde bereits um den Jahrtausendwechsel in Australien gestestet. Nach einiger Zeit wurden die Testläufen allerdings nicht weiter verfolgt.

Kinesiologisches Tapen wurde Anfang der siebziger Jahre vom japanischem Konzern Nitto Denko in Zusammenarbeit mit einem japanischen Chiropraktiker namens Dr. Kenzo Kase erfunden und weiterentwickelt. Man suchte nach neuen sanften Therapiemethoden bei muskulären Problemen.
Dr. Kenzo Kase nahm die Wirkung von Hautbewegungen auf Rezeptoren zur Grundlage und erfand flexible Klebestreifen, die genau dieses bewirkten. Wie der Name Kinesio-Tape ( Kinesis = Bewegung ) schon sagt, wird die Wirkung der Tapes durch Bewegung erst richtig aktiviert
Wahrscheinlich hat sich deshalb diese Therapie schon früh gerade bei Sportlern durchgesetzt.

Seit einigen Jahren wird das Kinesio-Taping nun auch im Pferdesport mit wachsender Begeisterung eingesetzt. Pferde sind Bewegungstiere, daher ist für sie diese Therapieform sehr gut geeignet.

Das Tape:

Es handelt sich um ein hochwertiges Baumwollgewebe mit einem Acrylkleber ohne einen Wirkstoffanteil. Dicke, Gewicht und Dehnfähigkeit sind vergleichbar mit den Eigenschaften der Haut. Durch die sinusförmigen Aussparungen des Klebers ist das Tape luft- und flüssigkeitsdurchlässig. Es ist wasserabweisend und hat eine Wirkung über mehrere Tage. Es gibt neben dem Tape auf der Rolle, das man selber zuschneidend auch vorgeschnittene Tapes, sog. Precuttapes.

 

Das Kinesiologische Taping hat viele Wirkungsbereiche:

Das Tape entfaltet seine Wirkung über die Haut, die Unterhaut die Fasciensysteme (Bindegewebe) und auch die Muskulatur. Dadurch das in diesen Schichten Nerven, Gefäße (Arterien, Venen, Lymphe) und unterschiedliche Rezeptoren (Empfangsstellen für Druck,Vibration,Sensibilität, etc.) liegen sind die Wirkungen z.T. erstaunlich schnell, auch anlagefern zu beobachten und sehr effektiv. Es kann mechanisch wirken und die Funktionalität von Gelenken und Muskeln verbessern. Es kann funktionell und mechanisch korrigieren, aber auch passiv unterstützen sowie eine propriozeptive Stimulierung bewirken.

Es hat aber auch Wirkungen auf eine verbesserte Durchblutung des Gewebes und der Organe. Die Wirkung auf die Organe ist auch über sog. cutoviscerale Reflexbögen (Nervenverschaltungen zwischen Haut und Organen) zu erklären. Das lymphatische System kann aktiviert werden. Dieses äußert sich in einer Erhöhung der Lymphmenge und Verbesserung der Fließeigenschaft. Ein positiver Einfluß auf Narben und Fibrosen läßt sich erkennen. Zudem ist eine schmerzlindernde Wirkung über die Aktivierung von schmerzlindernden Systemen zu beobachten. Im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin wird dem Tape auch eine energetische Wirkung über die 12 Hauptmeridiane bzw. die Akupunkturpunkte zugeschrieben.

Einige Indikationen:

Gelenkerkrankungen, Gelenkgallen, Muskelatrophie, Myogelosen, Narben, Ödeme, Patellaluxation (Kniescheibenausrenkung), Sattel- und Gurtdruck, Tendinitis / Tendovaginitis. Kreuzbandverletzungen, Lympathische Stauungen, Mobilitätsstörungen der Wirbelsäule wie z.B. Blockaden im ISG, Aktivierung der Hinterhand, Zähneknirschen.

 

Nomenklatur der Anlagetechniken:

Es gibt verschiedene Anlageformen, bei der man das Tape an definierten speziellen Körperabschnitten mit unterschiedlicher Vordehnung und in unterschiedlicher Anlagerichtung klebt. Man muß wissen das die Tapes im Auslieferungszustand ca. 10% vorgedehnt sind.

1. Muskeltechnik
Tape wird ohne Vordehnung im Muskelverlauf aufgeklebt

2. Gewebeapproximations- oder Zentrierungstechnik
Hierzu zählt die Ligament-Space und Faltentechnik
Tape mit 50-100% Vordehnung – auch stretch genannt- aufgeklebt

3. Richtungstape
Das Tape wird parallel zur Körperoberfläche geklebt
Hierzu zählt die Faszientechnik ( nur vibrierendes nachziehen des Tapes sog. „schickeln“ ), die Korrekturtechnik (5–100% Dehnung) und die Lymphanlage

4. (Re)Modulationstechnik
Das Tape wird senkrecht zur Körperoberfläche geklebt.
Anwendung findet diese Tapeform z.B. bei veränderten eingesunkenen oder aufgedehnten Körperzonen, Narben, Verbrennungen, etc.
Bei Aufwölbungen sog. Expansions wird das Tape 25% gedehnt und bei Einziehungen sog. Shrinkings wird das Tape nicht vorgedehnt. Bei einziehungen wird das Gewebe aktiv vorgedehnt durch z.B. Einatmen.
Aufwölbungen und Einziehungen gibt es z.B. bei Narben oder Verbrennungen.

 

Zusammenfassung:

Das Kinesiotaping unterstützt die körpereigenen Leistungs- und Heilprozesse. Es hat keine negative sensible Belastung für das Tier. Unerwünschte Reaktionen wie z.B. Hautreaktionen treten sehr selten auf. Man hat eine lange Anlagedauer und geringe Therapiekosten bei einer sehr guten Wirkung auf viele Körpersysteme. Nicht anwenden sollte man das Taping über akut entzündetem oder bösartig verändertem Gewebe.